Wanderblog

Traumschleife Hahnenbachtaltour

Hahnenbachtaltour im April 2021

Es ist ein sonniger Samstagmorgen in der Nationalpark-Region Hunsrück-Hochwald. Mitte April ist es endlich früh hell, unsere Randale-Meise hämmert lautstark am Rollladen nach Insekten und Sonnenlicht tanzt durch die Ritzen. Kaum habe ich die Augen aufgeschlagen, sehe ich mich schon loswandern. Traumwelt! Da ich fröhliche Begleiter haben will, werde ich mich gedulden ;-). Heute wollen wir zur Traumschleife Hahnenbachtaltour.

Am späten Morgen - oder frühen Mittag - haben wir den Hunsrückort Bundenbach erreicht und sind startklar für die Traumschleife Hahnenbachtaltour. Mit 9,4 km und 218 Höhenmetern sollte es eine eher gemütliche Rundwanderung werden. Seit ein paar Jahren gibt es die mit einem gut gelaunten Hahn markierte, kürzere Familien-Wandertour. Da Lorenz und Lenni 14 und 12 Jahre alt und - auch, wenn sie das ab und an anders sehen - gut zu Fuß sind, freuen Daniel, unser motivierter Terriermix Paul und ich uns auf die "große Leute" Variante. Paul ist zuerst ein bisschen beleidigt. Er muss sich wie jedes Jahr daran gewöhnen, dass jetzt die Setzzeit der Wildtiere und damit seine Leinenzeit beginnt. Auch ein braver Hund mit wenig Jagdtrieb stößt an seine Grenzen, wenn er über Kitze im hohen Gras stolpert oder wenn verpeilte Rehe über den Weg laufen.

Vom Wanderparkplatz geht es über einen Pfad zum Besucherbergwerk Herrenberg, das leider geschlossen ist. Es gibt aber große Infotafeln, mit denen wir uns schon einmal ein bisschen aus dem Alltag in die Hunsrücker Schiefer-Region verfrachten.

Schiefergrube Herrenberg

Ein kurzes Wegstück weiter führt ein kurzer Abstecher zur "Keltensiedlung Altburg".

Keltensiedlung Altburg, Hahnenbachtaltour

Hier gibt es hoffentlich bald wieder eins der legendären Altburg-Festivals mit buntem Markttreiben und ganz viel keltischer Musik! Wir spähen durch den mächtigen Zaun aus angespitzten Holzpfählen und sonnen uns auf einer beeindruckenden Sitzgruppe aus Schiefer. In ziemlich weiter Ferne sehen wir die große Burganlage "Schmidtburg" - da wollen wir hin! Wir haben gerade die vierte Mission des Team-Rollenspiels Andor gemeistert und die Trilogie Herr der Ringe geguckt. Elben, Zwerge, Zauberer, weite Landschaften und schmale Pfade ... es ist unglaublich, wie schnell wir in dieser Kulisse zu Hobbits werden! Uns lauern zum Glück keine Orks auf. Nur die strahlende Sonne auf Winterhaut kann uns hier gefährlich werden. Also erstmal eincremen.

Frühlingssonne auf der Hahnenbachtaltour

Weite Sicht auf der Hahnenbachtaltour

Traumschleife Hahnenbachtaltour

Wir folgen dem Waldweg hinunter zum Hahnenbach und überqueren eine Brücke, die aus einem mächtigen Douglasienstamm besteht. Hier findet Lenni einen umgefallenen Baum, dem er mit seinem heißgeliebten Multitool einen Zauberstab absäbelt, der locker mit dem von Gandalf mithalten kann. Den kann er auch brauchen, da es nun erst einmal bergauf zur Ruine Hellkirch geht. Sicher sind die Historiker nicht, was sich einst hinter der 1,5 m dicken Bruchsteinmauer abgespielt hat. Aber es gibt eine gemütliche Wellenliege mit herrlichem Ausblick ins Hahnenbachtal und Gummibärchen - was will man mehr? Wie so oft haben wir den Eindruck, fast allein auf der Strecke zu sein. Nur zwei befreundete Paare und ein Grüppchen aus zwei Männern und einer Frau sind mit uns an der Ruine und begegnen uns auch später immer mal wieder. Da ist Abstand halten kein Problem! Während wir auf der Wellenliege dösen und den Zuckerspiegel heben, klettert ein junger Mann der Dreiergruppe auf die Ruine, blickt versonnen in die Ferne - und fängt an eine Arie zu schmettern. Aber wie! Wir sind von den Socken und applaudieren begeistert. Wandern ist voller Überraschungen und nichts inspiriert mehr als die Natur. Als wir allein bei der Ruine sind, muss Lenni natürlich auch auf die Bruchsteinmauer klettern. Er hat uns über die Jahre gelehrt, zumindest halb so mutig und unerschrocken zu sein wie er und wir halten das aus. Gerade so. Blöd nur, dass ich es ihm nachmache, oben feststelle, dass mir Netz und doppelter Boden fehlen und Lenni mich wieder hinunter beplaudern muss.

Ruine Hellkirch auf der Hahnenbachtaltour
Als Anthropogeograf freut sich Daniel über Hohlwege, Mauerreste und jeden einzelnen Grenzstein am Wegesrand. Und davon gibt es hier im "Dreiländereck" einige! Der kleine Hahnenbach ist ein geschichtsträchtiger Grenzfluss zwischen den Landkreisen Birkenfeld und Bad Kreuznach und dem Rhein-Hunsrück-Kreis.

Grenzsteine auf der Hahnenbachtaltour

Eine Infotafel mit historischer Karte kommt gerade recht. Die Infotafeln an der Hahnenbachtaltour stecken ganz stilecht in Schieferrahmen und sehen klasse aus.

Dreiländereck am HahnenbachWir stoßen jetzt auf den 1,7 km langen Wassererlebnispfad, der schon einige Jahre alt (2004) und nicht "Stand der Technik", aber wirklich anschaulich gemacht ist.

Gewässerlehrpfad HahnenbachZum Glück ist gerade kein Hochwasser!

Gewässererlebnispfad HahnenbachtalDer Frühling ist neu und wir (naja, vor allem ich) bestaunen jede einzelne Blüte.

Frühling auf der HahnenbachtaltourEin Loch im Fels? Eine Felsspalte! Eine Höhle!! Da müssen wir rein.

Tiefe Felsspalten auf der Hahnenbachtaltour

Erst beim Rauskommen erspähen wir eine einzelne Fledermaus, die unbehelligt hoch über unseren Köpfen an einer Felsspalte über dem Höhleneingang schläft. Drinnen gab es nur Enge, Dunkelheit und fette Spinnen. Perfekt also.

Fledermaus auf der HahnenbachtaltourSpäter führt der Weg an einem Waldklassenzimmer mit Matschtischanlage vorbei. Auch hier kann man prima Pause machen. Die einen studieren Infotafeln, die anderen werden nass. Und dann kommen wir ihr näher - der Schmidtburg.

Schmidtburg auf der Hahnenbachtaltour

Schmidtburg Hahnenbachtaltour

Blick von der Schmidtburg auf die Keltensiedlung Altburg

Seit Jahren nehmen wir uns vor, hier einmal zu zelten. Es ist ein unglaublicher Ort, eine herrliche Kulisse, etwas ganz Besonderes. Wir nutzen die Gelegenheit, unserem Zeltkumpan in Saarbrücken ein Geburtstagsständchen zu schicken. Jetzt haben wir uns das Picknick verdient. Die trutzigen Bruchsteinmauern sind mit Mauerpfeffer, Moosen, Farn, Blüten und Hummeln dekoriert. Ich schwelge vor mich hin, die Männer suchen derweil den schönsten Zeltplatz aus.

Hummel, Mauerpfeffer und Co. auf der Schmidtburg

Es wird spät und wir ziehen weiter, am glucksenden Hahnenbach entlang.

Hahnenbach

Schließlich erreichen wir die Schmausemühle. Bald! Bald kann man hier wieder gesellig sitzen, essen und trinken. Von hier geht es wieder einmal hangaufwärts. Vor uns taucht der Weg in einen Tunnel ein. Wer den wohl gebaut hat?

Blei-Zinkerzgrube auf der Hahnenbachtaltour

Auch hier gibt eine Infotafel Aufschluss. Der Tunnel war einmal eine Blei-Zinkerzgrube aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hinter dem Tunnel steht eine rostige Lore und verfallene Gleise enden im Nichts. Unser Pfad schlängelt sich weiter hangaufwärts durch den Wald, bis sich an einer engen Kurve noch einmal ein spektakulärer Ausblick auf die Schmidtburg bietet.

Blick auf die Schmidtburg

Die Traumschleife teilt sich Wegstücke mit Saar-Hunsrück-Steig und Sonnwaldsteig, wie Plaketten immer mal wieder belegen.

Premiumwandern im Hunsrück

Zum Schluss geht es noch einmal ganz schön bergauf. Da dient der Blick auf die Schutzpatronin der Bergleute einem unauffälligen Verschnaufpäuschen.

Schutzpatronin der Bergleute

Zurück am Parkplatz sind wir froh und geschafft - so soll es sein! Wir haben ein paar Kilometer und deutlich mehr als die veranschlagte Zeit auf der Uhr. Es gibt aber auch ständig was zu gucken und zu erkunden. Und besondere Orte, die zum Innehalten einladen. Es lohnt sich, für die Tour den ganzen Tag einzuplanen. Traumschleifen-Wandern heißt nicht "Strecke machen", sondern bewusst genießen, plaudern, durchatmen ... essen und trinken! Ich wünsche euch viel Spaß auf eurer Wanderung auf der Traumschleife Hahnenbachtaltour!

Infos zu Traumschleifen, Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie findet ihr auf www.nationalparkregion-hunsrueck-hochwald.de:

Traumschleifen in der Nationalpark-Region Hunsrück-Hochwald

Beute von der Traumschleife Hahnenbachtaltour