Terriermix Paul und ich nutzen so manchen der langen Frühsommertage, um vor der Arbeit eine Runde durch Brückener Wald und Flur zu laufen. Vor allem, wenn die Kinder wie heute School-Schooling haben und schon um halb 7 wie in Trance aus dem Haus schlurfen. Also winde ich mich schlaftrunken in Laufklamotten und Paul - dem auch noch nicht die Morgensonne aus dem Gesicht lacht - in sein Halsband und wir machen uns auf in den wolkig-diesigen Junimorgen.
Los geht es für uns am Sportplatz, an der 2 vom 1-2-3-4 in der Wanderkarte..
Das erste Stück bergauf aus dem Ort hinaus gehe ich. Man muss schließlich warm werden. Der Gedanke, uns statt eines flotten Laufs einen gemütlichen Waldspaziergang auf der Kleinen Götzenbachrunde (Ortswanderweg 3) zu gönnen, wird mit jedem Meter verlockender. Kaum ist der Entschluss gefasst, begegnet uns der erste - und einzige - andere Mensch. Ausgerechnet eine mega-sportliche Joggerin, die auf dem Rückweg einer sicher sehr beeindruckenden Laufrunde ist. Wir halten für eine kurze Unterhaltung, die Hunde legen eine Spielrunde ein und dann jogge ich mit Paul lässig los ... bis das hoch gewachsene Getreidefeld unsere frisch gewonnene Faulheit tarnt.
Die Kleine Götzenbachrunde beginnt auf Asphalt, führt aber bald über geschotterte Feld- und Waldwege, die mit jedem Abbiegen schmaler und schließlich zum Pfädchen werden.
Die Kleine Götzenbachrunde ist nur 3,9 km lang. Sie führt durch den Brückener Gemeindewald, der zwischen meinem Heimatort und dem nahen Nationalpark Hunsrück-Hochwald liegt. Heute Morgen macht er jedem Urwald Konkurrenz. Schier undurchdringliches Grün und von natürlicher Stille nichts zu hören. Manche Vögel tirilieren lieblich, viele kreischen. "Das unerträgliche Gebrüll der Vögel" hat es ein Freund nach einer feucht-fröhlichen Nacht im Zelt einmal genannt. Ich lausche dennoch verzückt und versuche mich an einer Audio-Aufnahme.
Zwei Rehböcke mischen sich ein, die mit ihrem heiseren Bellen schonmal ihr Revier abstecken. Das klingt ein bisschen unheimlich und bringt mich auf den Gedanken, dass die Götzenbachrunde später auf einem schmalen Pfad am namengebenden Bach entlang verlaufen wird. Ich nehme mir vor, mich dann mit Paul zu unterhalten oder ein Liedchen zu schmettern, um die Wildscheine vorzuwarnen.
Auf diesem Waldstück treffen wir oft ein Reh mit seinem Kitz aus dem Vorjahr. So auch heute. Um diese frühe Stunde flüchtet es eher gemächlich, man kennt sich. Paul ist früh morgens immer an der Leine und trägt die Begegnung mit Fassung.
Der Götzenbach ist wie alle kleinen Bäche hier im Sommer fast ausgetrocknet. Ich vermisse das Gluckern, das diesen Rundweg zu anderen Jahreszeiten begleitet.
Ein Wildschwein treffen wir zum Glück nicht, was wohl am "Let it be" liegt. Lustig, dass wir vor allem die Texte der Songs im Kopf haben, die unsere Eltern früher rauf und runter hörten, oder?
Bevor wir zurück im Ort sind, passieren Paul und ich ein kleines Fichtenwäldchen. Auch hier hat der Borkenkäfer sich breit gemacht.
Der Wald öffnet sich zu Weiden, von denen uns halbstarke Stiere neugierig mustern.
Über die schmale Holzbrücke mit den Trauntalforellen gelangen wir nach einer knappen Stunde zurück in den Ort. Die bunten Forellen haben Brückener Kinder mit dem Jungendraumteam gestaltet.
Zwischen zwei herrlichen Gärten und über die Schulstraße kommen wir zurück nach Hause. Paul holt sich ein braunes und ein grünes Frolic ab und ich nehme mir Zeit, euch die Geschichte unseres strammen Joggingprogramms zu erzählen.
Das müsst ihr einmal selbst probieren!
Kleine Götzenbachrunde auf der Website der Ortsgemeinde Brücken |